In der Planung und Ausführung moderner Gewerbe- und Industriehallen sind es oft die spezialisierten Bauteile, die über Langlebigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit entscheiden. Ein solches Bauteil ist das Windleitblech. Obwohl Windleitbleche historisch mit Dampflokomotiven in Verbindung gebracht werden, wo sie den Rauch vom Führerstand fernhielten, haben sie im heutigen Bauwesen eine präzise und zweigeteilte Bedeutung.
Im Bauwesen ist eine exakte Terminologie entscheidend, um Missverständnisse zwischen Planern, Herstellern und Monteuren zu vermeiden. Der Begriff „Windleitbleche“ wird für zwei grundlegend unterschiedliche Bauteile verwendet, die sich in Funktion und Anwendungsbereich klar unterscheiden.
Funktionale Kategorisierung
Um Klarheit zu schaffen, werden Windleitbleche in zwei Hauptkategorien unterteilt:
- Aerodynamische Windleitbleche: Hierbei handelt es sich um technisch konzipierte Bauteile, deren primärer Zweck die gezielte Beeinflussung der Luftströmung ist. Sie werden eingesetzt, um die auf Dachaufbauten wirkenden Windlasten – insbesondere den Windsog – zu reduzieren. Typische Anwendungsfälle sind aufgeständerte Photovoltaikanlagen sowie Belichtungssysteme wie ein Lichtfirst.
- Konstruktive Windleitbleche (An- und Abschlussbleche): Diese Bauteile, auch als Kantteile bezeichnet, dienen primär dem konstruktiven Abschluss und dem Witterungsschutz der Gebäudehülle. Sie bilden den sauberen Übergang an Traufen, Ortgängen und anderen Anschlüssen. Ihre Funktion ist es, die Schnittkanten von Dachelementen wie Trapezbleche oder Sandwichpaneele zu schützen und Regenwasser kontrolliert abzuführen.
Grundlagen der Windeinwirkung
Die Dächer von Hallen, insbesondere großflächige Flachdächer, sind starken aerodynamischen Kräften ausgesetzt. Wenn Wind auf ein Gebäude trifft, teilt sich der Luftstrom. An der windzugewandten Seite entsteht Überdruck (Druck), während an den Seiten, der windabgewandten Seite und insbesondere auf der Dachfläche ein Unterdruck (Sog) entsteht. Dieser Windsog ist die kritischste Kraft für die Dachhaut und alle darauf montierten Aufbauten. An den Dachrändern und -ecken kommt es zu einer Ablösung der Strömung, was zu starken Wirbeln und extremen Sogspitzen führt. Diese Kräfte können ungesicherte Bauteile anheben oder verschieben.
Aufgeständerte Photovoltaikanlagen
Eine aufgeständerte Photovoltaikanlage (Aufständerung) auf einem Flachdach wirkt aerodynamisch wie eine Flugzeugtragfläche. Der unter die Module strömende Wind erzeugt eine erhebliche Auftriebskraft (Sog), die das gesamte System vom Dach zu heben droht. Um dieser Kraft entgegenzuwirken, ist eine Ballastierung (z. B. mit Betonplatten) erforderlich, die das System durch ihr Eigengewicht sichert.
Hier entfalten aerodynamische Windleitbleche ihre entscheidende Wirkung. Windleitbleche werden typischerweise an der Rückseite der Modulreihen montiert und schließen den Spalt zwischen Modul und Dachfläche. Dadurch wird verhindert, dass der Wind unter die Module greifen kann.
Für Belichtungssysteme
Auch andere Dachaufbauten, wie sie für Belichtungssysteme üblich sind, profitieren von aerodynamischen Optimierungen. Ein Lichtfirst oder große Lichtkuppeln stellen ein Hindernis für den Wind in verschiedenen Windzonen dar, was zu hohen Druck- und Sogkräften an den Bauteilanschlüssen führt. Integrierte Windleitbleche leiten den Wind sanft über diese Aufbauten hinweg.
Als Trauf- und Ortgangabschluss
Bei Hallendächern, die mit Trapezbleche oder Sandwichpaneele eingedeckt werden, bilden konstruktive Windleitbleche den sauberen Abschluss an der Traufe (untere Dachkante) und am Ortgang (seitlicher Dachrand). windleitbleche werden als gekantete Blechprofile passend zur Geometrie der Dacheindeckung gefertigt und montiert.
Schutz des Dämmkerns
Die entscheidende Schutzfunktion zeigt sich bei der Verwendung von Sandwichpaneelen. Das konstruktive Windleitblech deckt empfindliche Stellen ab und schützt den Kern vor Feuchtigkeit, UV-Strahlung, Vögeln und mechanischer Beschädigung.
Optimierte Wasserführung
An der Traufe fungiert das Windleitblech als Tropfkante. Es sorgt dafür, dass Regenwasser gezielt in die Dachrinne abtropft und nicht durch Kapillarwirkung unter die Dacheindeckung zurücklaufen kann. Zudem verhindert es, dass starker Wind Regenwasser unter den Rand der Dacheindeckung drückt. Bei einer Satteldachhalle wie auch bei einem Flachdach gewährleistet dieses Detail die Dichtigkeit der gesamten Dachfläche und trägt maßgeblich zur Vermeidung von Bauschäden bei.